
GIEßEN (ol). „Dinge, die man weiß, kann man ändern“, mit diesen Worten begrüßte Gesundheitsdezernent Hans-Peter Stock die Gäste zur achten Sitzung der Lokalen Gesundheitskonferenz des Landkreises Gießen. Hauptprogrammpunkt auf der Tagesordnung war das in Auftrag gegebene Kindergesundheitsmonitoring. Karies, Übergewicht, Adipositas, psychosoziale Risikofaktoren und Sprachauffälligkeiten wurden von Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe und Christina Bräutigam in den letzten Jahren untersucht und die Ergebnisse nun vorgestellt.
„Fachlich fundierte und kleinräumig angelegte Sozialberichte bilden die Grundlage für effektive kommunalpolitische Entscheidungen, die dadurch transparent und nachvollziehbar für die Bürgerinnen und Bürger sind“, sagte Gesundheitsdezernent Hans-Peter Stock zur Eröffnung der Lokalen Gesundheitskonferenz. Aus diesem Grund sollten die bereits vorhandenen Daten vom Gesundheitsamt des Landkreises Gießen sowie vom Hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) systematisiert werden.
Ziel sei es gewesen, die gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen in Stadt und Landkreis Gießen kontinuierlich zu beobachten. Dafür begann 2013 die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe, die fünf Jahre später zusammen mit Christina Bräutigam bereits den dritten Bericht zum Kindergesundheitsmonitoring präsentiert.
Verschiedene Themenfelder zwischen 2005 und 2017 ausgewertet
Die Datenquellen bestehen sowohl aus den Schuleingangsuntersuchungen vor der Grundschulzeit als auch aus den Jugendzahnärztlichen Reihenuntersuchungen während der Grundschulzeit. Für die Erhebung der Daten im Landkreis Gießen sei das Team des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes unter der Leitung von Dr. Eleonore Föller-Gaudier zuständig. Das sei ein Schatz, den es zu heben galt, berichtete Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe. Sie ermittelte zusammen mit Christina Bräutigam Durchschnittswerte für den gesamten Landkreis, für die einzelnen Gemeinden beziehungsweise Stadtteile und für die einzelnen Grundschulen.
Für den Zeitraum zwischen 2005 und 2017 wurde ausgewertet, ob ein Kind Karies habe und anhand des Body-Mass-Indexes, ob es übergewichtig oder adipös sei. Psychosoziale Risikofaktoren, wie zum Beispiel sehr viele Geschwister, alleinerziehende Eltern oder auch ein Migrationshintergrund, wurden zwischen 2009 und 2017 betrachtet genauso wie die Familiensprache der Kinder. Zwischen 2011 und 2017 wurde dieses Themenfeld noch um Sprachauffälligkeiten ergänzt, die von Befunden in der Sprache oder der auditiven Wahrnehmung abgeleitet wurden.
Verbesserte Ergebnisse im Landkreis Gießen ersichtlich
Das Ergebnis des aktuellen Berichtes habe sich im Vergleich zum Vorjahresbericht noch verbessern können. 2016/2017 hatten 33,8 Prozent und 2017/2018 28,6 Prozent der Kinder mit Karies befallene Zähne. Das entspreche einem Rückgang von über fünf Prozent. Auch die Anzahl der übergewichtigen oder adipösen Kinder sei in den letzten zwei Jahren gesunken. Im Durchschnitt waren zwischen 2013 und 2015 6,7 Prozent übergewichtig und 4,6 Prozent adipös, wohingegen zwischen 2016 und 2017 5,1 Prozent übergewichtig und 4,3 Prozent adipös waren.
Die psychosozialen Risikofaktoren waren stabil mit 26,4 Prozent zwischen 2013 und 2015 und 24,5 Prozent zwischen 2016 und 2017. Ähnlich stabil waren auch die Sprachauffälligkeiten der Kinder. Zwischen 2013 und 2015 zeigten 22,1 Prozent Auffälligkeiten und zwischen 2016 und 2017 21,3 Prozent. Dabei bestand kein direkter Zusammenhang mit der Familiensprache. Der Anteil der Kinder, die zu Hause kein Deutsch sprechen, ist 2016 auf 17,2 Prozent gestiegen und 2017 wieder auf 14,9 Prozent gesunken.
„Mit diesen Ergebnissen liegen wir im deutschlandweiten Trend“, sagte die kommissarische Leiterin des Gesundheitsamtes Christine Jung während der anschließenden Diskussionsrunde. Es gebe aber auch noch viele offene Fragen zu klären. Zum Beispiel, wie der Anteil an Übergewichtigen auch über die Grundschulzeit hinaus auf diesem Level gehalten oder sogar noch verbessert werden könne. Auch könnten andere Items wie zum Beispiel motorische Auffälligkeiten oder Impfzahlen beleuchtet werden.
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, beschloss die Lokale Gesundheitskonferenz, das Kindergesundheitsmonitoring fortzuführen und einen Arbeitskreis zu gründen, der unter anderem für die Entwicklung eines Strategiepapiers zuständig sein wird.
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