
ALSFELD (ol). Wie sollen in Alsfeld neue Kita-Plätze geschaffen werden? Mit einem Neubau oder ohne? Und wenn mit, wo soll der dann entstehen? Das ist ein wichtiges Thema unter den Eltern in der Stadt. In die aktuelle politische Diskussion mischt sich nun der Elternbeirat der Kita Wichtelland mit einem offenen Brief an die Stadt und die Bevölkerung ein. Wir dokumentieren das Schreiben im Wortlaut.
„Wohin mit Alsfelds Kindern? Für uns Eltern sind die eigenen Kinder immer ein sehr emotionales und sensibles Thema. Darum legen wir auch bei der Wahl der Betreuung großen Wert auf die Unterbringung unserer Kinder. Nachdem der geplante Bauantrag für die Zusammenlegung der Alsfelder Kindertagesstätte Wichtelland und der Flohhütte im April 2016 ein abruptes Ende fand, jedoch der Bedarf an Kindergartenplätzen weiterhin steigt, tendiert nun der größte Teil der Stadtverordneten zu einem Neubau.
Die „Machbarkeitsstudie zur Fortentwicklung des Betreuungsangebotes für Kinder im Vorschulalter“ ging dem voraus und wurde am 29.09.2017, nach fast 1 1/2 Jahren vorgestellt.
Doch nun soll die politische Entscheidung möglichst schnell und vor allem leise getroffen werden. Projekte wie die Altstadtsanierung 2.0 werden öffentlich diskutiert. Einmischen ist unbedingt erwünscht! Sind unsere Kinder nicht die Zukunft, sondern ein politischer Nebenschauplatz?

Wo stehen überall Kitas in Alsfeld? Planerin Claudia Milbrecht gibt auf einer Ausschusssitzung eine Übersicht. Foto: ls
Unklar ist noch der zukünftige Standort. Die Vertreter der CDU und UWA haben sich für ein dezentrales Baugrundstück in der Feldstraße ausgesprochen, ebenso das städtische Bauamt. Praktischerweise kann die Stadt in diesem Zusammenhang das derzeit noch unbekannte Abbruchmaterial, welches dort in den vergangenen Jahrzehnten von der Stadt zwischengelagert wurde, entsorgen.
Auch wenn die Nähe zum angrenzenden Naturraum ein positiver Aspekt ist, so weicht der von Anwohnern genutzte Bolzplatz und ein Biotop mit geschütztem Streuobstbestand einem Neubau. Noch schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass damit in Alsfeld endgültig keine zentral gelegene und städtische Kindertagesstätte mehr vorhanden wäre. Folglich würden nicht nur die Kinder aus dem Bild der Stadt verschwinden, sondern auch Unternehmungen wie das Weihnachtssingen auf dem Marktplatz oder der Laternenumzug in der Altstadt zur Geschichte werden.
Es gibt Alternativen
Alternativen gäbe es aber dennoch. Ein Teil des Goetheparks, welcher ebenso in städtischem Besitz ist, würde sich als Baugrund anbieten. Der zentrale und dennoch naturnahe Standort ist zwar in der Fläche kleiner, aber entspricht durchaus den heutigen Empfehlungen.
Der alte Baumbestand dient zugleich als Schutz vor Lärm, Sonne und anderen Witterungseinflüssen. Die sehr gute und vor allem fußläufige Erreichbarkeit aus den angrenzenden Wohngebieten ist eine erhebliche Erleichterung für nicht mobile Familien. Einkaufsmöglichkeiten, enger Kontakt zu nahegelegenen Grundschulen, gute Verkehrsanbindung und eine Vielzahl an Möglichkeiten für Unternehmungen oder Verkehrserziehung sind weitere Vorteile des Goetheparks.
Auch wenn die heutigen Kindergartenkinder den geplanten Neubau wohl nicht mehr nutzen werden, so ist es doch den jetzigen und hoffentlich auch zukünftigen Eltern ein Anliegen diesen mit zu gestalten. Als familienfreundliche Stadt, sollte diese Entscheidung nicht ohne die Meinungen und über den Kopf der Eltern, Erzieherinnen und anderer Bürger hinweg getroffen werden.
Haben es unsere Kinder nicht verdient, dass wir über ihre Zukunft in unserer Mitte mit Bedacht und Sorgfalt entscheiden?Trotz der Dringlichkeit durch die aktuelle Überbelegung der Alsfelder Krippen, sollten wir gemeinsam eine Lösung finden und nicht vergessen, worum es hier eigentlich wirklich geht:
Um unsere Kinder!
Der Elternbeirat der Kindertagesstätte Wichtelland“
Update: Inzwischen hat Bürgermeister Stephan Paule auf den Brief reagiert und die Kritik, die Eltern würden nicht mit einbezogen, zurückgewiesen. Den Artikel dazu finden Sie hier.
Der Beitrag Die Eltern fragen: „Wohin mit Alsfelds Kindern?“ erschien zuerst auf Oberhessen-Live.